Es ist schön die Farben im Kopf aber nicht in der Wohnung oder am Körper zu haben. Noch eher in der Wohnung wahrscheinlich als am Körper….

Meine Lippen sind blutig, die Nagelbetten eingerissen. Die Stadt saugt mich aus.
Die Katze macht ununterbrochen Lärm, sie spiegelt die Unzufriedenheit der Urbanität wieder.
Wir sind alle unzufrieden, nicht erfüllt von dem was mir bräuchten.
Die Katze ist ehrlich, sie zeigt es.
Von Zeit zu Zeit bemitleide ich sie, ich denke darüber nach, ihr ein Zuhause im Grünen zu suchen, so eines in dem sie sieben Tage am Stück auf Achse sein kann, wenn sie will, so eines in dem das Streunen normal ist, und nicht enorm gefährlich.
Dann legt sich die Katze auf den Fauteuil, rollt sich ein, und wir vergessen.
Sie und ich, wir machen das regelmäßig, bestimmt weil es dann weitergehen kann.
Ich habe dann immer neue Bilder im Kopf, sie sind bunter als die Bilder die ich schaffe.
Es ist schön die Farben im Kopf aber nicht in der Wohnung oder am Körper zu haben.
Ich weiß nicht warum, aber irgendwann, irgendwann werde ich es bestimmt wissen.
Ich denke, so muss es funktionieren damit es weitergehen kann, damit man das auch will, und keine gegenteiligen Entscheidungen trifft.
Das nächste Mal wenn ich jemanden treffe, werde ich die Person fragen was sie erfüllt, was sie meint zur Zufriedenheit zu benötigen.
Ich würde es mir dann in kleinen Heften notieren, aber vielleicht geht das gar nicht, weil ich wahrscheinlich nicht der Typ dafür bin.
Im Jahr 2014 scheinen solche Typen ganz anders als ich zu sein.
Das wäre allerdings auch eine gute Frage: Wofür bist du der Typ.
Da hätte ich tatsächlich gerne Antworten drauf.
Überhaupt so Gedankengänge sind ja auch nicht schlecht, echt gar nicht schlecht. Aber ob man mit denen der anderen so viel anfangen kann? Ganz oft habe ich einfach das Gefühl, dass so viele so langweilig denken.
Bestimmt ist da auch die Stadt daran Schuld.
Wieso lebt ihr eigentlich noch alle hier?

Engel / Ich präge mich, und zwar in mir ein.

Deine Silhouette zeichne ich in der Leere nach.
Meine Kehle ist trocken.
Mein Bauch ist niemals leer und knurrt doch immer.
Jetzt bin ich also auch eines dieser immer hungrigen Wesen,
nahezu zerissen/gerissen zwischen hin und her, hier und da…
oder doch woanders.
Ich bin jung geworden, das hast du aus mir gemacht, aber glaube nicht, dass das ein Kompliment ist.

In Wirklichkeit, also mein echtes Ich, das Wahre wie man so schön zu sagen pflegt, das befasst sich so wenig mit anderen,
mein Interesse an dir kann also gar nicht aufrichtig sein, oder drücken wir es anders aus: tief kann es nicht sein, das definitiv.
Ich sage dir das nicht um dir weh zutun, ich sage es dir, um dich nicht zu enttäuschen.

Es ist seltsam sich nun in dieser Position zu befinden, das musst du mir wirklich glauben.
Aber eigentlich kann ich mich gar nicht auf dich konzentrieren, zieht das Knurren meines Magens doch eigentlich immer meine Aufmerksamkeit an sich.
Du siehst, mein Interesse gilt hauptsächlich mir selbst. Ich bin es, die ich am meisten liebe. Egal wie schön dein langes glattes Haar ist, oder die Worte die aus deinem Mund kommen, oder das Rot das du auf deine Lippen aufträgst. Egal, alles egal, würde es doch nichts ändern.
Du könntest der schönste aller gefallenen Engeln sein, du wärest dennoch nicht interessant genug und ich woanders.

Nun lass mich dir sagen; es ist wirklich nicht deine Schuld, was solltest du auch anderes tun bei so einem Dickkopf wie mir. Das Alter, sei es auch nur das junge, hat mich geprägt, ich präge mich, und zwar in mir ein.

I don’t believe in pain anymore N°2

Der Morgen schmeckt fade in meinem Mund. Der Spiegel beantwortet mir die Frage über meine aktuelle Befindlichkeit. Ich habe purpurne Augenringe und sehe gleichermaßen anämisch aus.
Die Katze liegt hinter mir, starrt mich an. Sie wirkt auch nicht recht so, als wäre sie auf der Höhe.
Hinter meinen Augen sehe ich die Erhabenheit die dieser Alltagssituation fehlt.
Alltag ist redundant. Ich ignoriere ihn und ersetze ihn durch das Gegenteil. So lässt sich die Aneinanderreihung von Tage aushalten. Recht gut sogar.
Neulich begann ich, meine physischen sowie auch psychischen Befindlichkeiten in ein altes Buch zu schreiben. Es verleiht der ganzen Angelegenheit mehr Glanz, und lenkt von der Vergänglichkeit des Fleisches ab.
Ein komischer Schmerz entwickelt sich wellenartig in meinem linken Fuß. Mit dem Buch auf dem Schoß und dem Schmerz im Fuß fühle ich mich in die Renaissance zurückversetzt.
Es gibt wirklich wenige Filme, die die Zeit die sie dauern wert sind. In der Renaissance konnte man sich über derartige Praxen der Zeitverschwendung keine Gedanken machen.
Bestimmt hatte man da andere Probleme.
Ich möchte wirklich nicht mit Orlando tauschen.
Genau kann ich mich noch erinnern, an den – für mich – verstörendsten Tilda Swinton Moment. Das war nämlich, als Orlando seine fleischliche Weiblichkeit zeigte, eine Weiblichkeit die mich in diesem Kontext (und generell wahrscheinlich) zutiefst erschreckt.
Der Katze ist das egal, sie sieht hin.
Ich sehe dir so oft ins Gesicht, auf der Straße, oder dir, oder dir oder dir… Ich frage mich so oft, was dich zum weinen bringt.
Nachts träume ich von Supervisionen.
Von was träumst du?
Die Einsamkeit der Menschen in den Städten möchte ich mir gar nicht vorstellen.
Einsamkeit kenne ich nicht.

I don’t believe in pain anymore N°1 (Aus Gründen des Mangels an Zeit muss diese Geschichte in Episoden erzählt werden. Die Brüche sind so unnachvollziehbar, dass selbst ich sie nicht verstehe.)

I don’t believe in pain anymore.
Im Atelier liegen Plastiktüten gehäuft auf dem Parkett. Adrett sieht es aus, so dass ich es fotografiert habe.
Der Katze gefällt es auch, so dass sie abends, wenn ich schlafen möchte, Lärm macht. Sie tritt auf den Plastiktüten herum und ist glücklich. Ich höre sie dabei und kann nicht schlafen.
Aber denken kann ich dann auch nicht, was dazu führt, dass ich nicht mehr an Schmerz glaube. Für den Alltag funktioniert das die letzten vierzehn Tage größtenteils wunderbar.
Der Katze wird es nicht langweilig in ihrem Glück, ich verstehe sie ja, und gönne es ihr erst recht, aber der nächsten Tag ist bereits angebrochen, und höchstwahrscheinlich wird der iPhone-Wecker um Punkt 13 vor 7 klingeln. Warum das so ist weiß ich auch nicht genau, also antworte ich (mir selbst): aus Gründen.
Morgen um Punkt 13 vor 7 werden diese Gründe bestimmt wieder Sinn ergeben, und ich werde bestimmt wieder über sie bescheid wissen.
Derweilen höre ich das pure Katzenglück.
Ich überlege mir, wie es mit dem Kostennutzenaufwandnutzen, ach, ihr wisst schon was ich meine, aussieht, und stelle fest, dass der Parkett bestimmt viel zu kalt ist, um jetzt mit nackten, daunengewärmten Füßen vom Bett bis rüber ins Atelier zu tapsen um der Katze ihr Glück zu nehmen und im Gegenzug Schlaf zu erhalten.

I don’t believe in pain anymore, sagt mir mein Kopf im Schlaf. Ich muss schon lange schlafen. Wie ein Dornröschenschlaf fühlt es sich an.

Stoffmuster / Stadt

Der Stoff mit den Affen ist besonders teuer. Er befindet sich in der gegenüberliegenden Ecke des Korbs mit dem roten Frotté.
Bevor ich die Rolle roten Frotté sah, dachte ich noch nie an Frotté losgelöst von Bademänteln oder Badetüchern.
Mein Handtuch wird schon am ersten Tag schmutzig, das wird es immer. Die Katze kratzt sich daran, ein Frosch springt hervor.
Ich bitte um eine Probe des Affenstoffes, verabschiede mich und höre die Tür abrupt hinter mir ins Schloss fallen.
Der Wind ist heute so stark, dass meine Augen tränen was zu einem Jucken in meinen Ohren führt.
Die Zusammenhänge bleiben ungeklärt doch logisch.
Gerade jetzt muss sich ein Frosch in unserem Badezimmer befinden, ignoriert von der Katze, was daran liegen mag, dass er sich in einer parallelen Sphäre befindet.
Es erscheint mir zu anstrengend, mit dem Wind in den Augen, diesem Gedanken nachzugehen.
Der Juckreiz verlagert sich, mache ich so weiter, kratze ich mir noch das Schlüsselbein wund.
Ein Mann mit Melone (und Schirm) kommt mir entgegen.
Er fokussiert eine Haarsträhne, ich grüße,
das Unverständnis beruht auf Gegenseitigkeit.
Die Stadt scheint ihre Spontanität in den Urlaub geschickt zu haben.
Jemand hält mir eine Tür auf. Ich sehe nichts und sehe ich etwas sind es schwarze Katzen und Menschen, die gerade ihre frisch geputzte Wäsche aus der Putzerei geholt haben.
Das (alles) zusammen kann nur duften und schrecklich in der Nase kitzeln.
Jetzt bin ich erst recht davon überzeugt, eine Katzenhaarallergie entwickelt zu haben. An den Humbug mit dem Speichel glaube ich nicht. Wie wäre es denn dann möglich, dass Pudeln zum Beispiel Allergikerinnenhunde sind?
Bei mir jedenfalls ist es das ausgefallene Fell, das juckt, das juck so, das juckt wie Sau, da verzieht sich alles bei mir.
Der Schweinestall ist aufgeräumt, aber dafür haben wir jetzt keine Zeit.
Die ganzen schwarzen Katzen sind mittlerweile glücklicherweise verschwunden, wahren sie doch gehäuft wie eine japanische Reisegruppe, wenn nicht sogar gleich fünf, auf einem Haufen.
Man schenkt mir Tee ein, komisch, dass ich die Einsamkeit nun zu schätzen weiß.

Irgendwann begann ich damit – ich sitze immer schon vor ihr an unserem verabredeten Treffpunkt, da ihre Pünktlichkeit der große Auftritt zu sein scheint – mir fünf Minuten lang Gedanken darüber zu machen, wie sie heute wohl aussehen könnte.

Sie trägt ihren Mantel weit und offen.
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In einem Ohr piepst es.
.
Sie läuft kontrolliert, das sieht man, schaut man genau. Das sieht also kaum jemand, der sie anschaut.

Ihr ganzes Dasein ist sehr kontrolliert, da durchinszeniert.
Jedesmal wenn ich sie treffen, sagt sie mir, dass sie ihre Haare wachsen lässt, um bei dem nächsten Treffen mit einem frisch geschnittenen leicht abgewandelten Pagenkopf anzukommen.
Ihre Pagenköpfe faszinieren, sehen sie doch immer unfrisiert und doch perfekt aus. Jedes Haar befindet sich an haargenau der richtigen Stelle, nur aneinandergereiht sind sie nie.
Gepflegte Wildnis trifft es nichteinmal, da es nur wild aussieht, nicht kultiviert und doch so Lady, so ganz und gar, so gänzlich und eizig wahrhaftig.

Ich könnte nicht sagen wie nahe wir uns stehen.
Ich scheine eine wichtige Rolle für sie zu spielen, nur konnte sie sich noch nicht entscheiden, welche das ist.

Auch ist nicht klar ob ich oder sie der Regisseur unserer Verbindung ist.

Unsere Treffen finden in einer unregelmäßigen Regelmäßigkeit statt.
Die Orten wechseln so sehr wie ihre Aussagen oder Haarschnitte. Also ständig, aber doch nur minimal.

Irgendwann begann ich damit – ich sitze immer schon vor ihr an unserem verabredeten Treffpunkt, da ihre Pünktlichkeit der große Auftritt zu sein scheint – mir fünf Minuten lang Gedanken darüber zu machen, wie sie heute wohl aussehen könnte.
Ob sie einen Regenschirm bei sich hat, da der Wetterbericht eine Regenwahrscheinlichkeit von 78% vorausgesagt hat, ob sie heute Hut trägt, oder Nagellack. Derbe Stiefel oder Stilettos. Manchmal erscheint sie auch in einem Komplettoutfit an das man gar nicht glauben könnte, hätte man sie nicht darin gesehen.

Das aller Spannendste an unserer Verbindung/Beziehung ist; das ihr Auftritt kein Stück an meiner Eitelkeit kratzt. Ihr Verharren auf Perfektion ändert nichts an meiner Selbstwahrnehmung und gleichermaßen ist sie nicht zu selbstverliebt um mein Äußeres zu würdigen.

Jedesmal nach dem sie mich mindestens einmal auf jede meiner beiden Wangen geküsst und umarmt hat tritt sie einen Schritt zurück um festzustellen, dass ich schon wieder jünger und dünner aussehe. Fasziniert ist sie, mit ehrlichen Augen, und so bin ich es von ihr.

Ich könnte wirklich nicht sagen, wie ähnlich wir uns sind, und wie es zu unseren Treffen gekommen ist. Aber wir haben uns jedes Mal etwas zu sagen.

Sie scheint wie der perfekt optimierte Charakter aus Sex and the City zu sein. Die Frau die genügenden Klischees entspricht um nicht zu gefährlich zu sein, um dann doch wieder so sehr abzuweichen, dass nichts anderes möglich ist, als sie interessant zu finden, sich zu fragen, wer sie wohl ist. Das wiederum scheint jedoch niemand so genau zu wissen.

Ich weiß von keiner humanoiden Konstante in ihrem Leben. Eine Katze hat sie auch nicht, obwohl sie so wirkt.
Ihre Wohnung sagt das gleiche was ihre Kleidung sagt und die schreit; Hyperrealität.
Das denkt man spätestens dann, wenn man ihr mehrmals zufällig auf der Straße begegnet ist, und ihre nie angekratzte Perfektion sieht.

Mein Tee schmeckt fad. Sie erzählt mir etwas, eigentlich spielt es keine Rolle.

Die erfrierenden Beinchen einer Wohlstandsgesellschaft treffen Entscheidungen.

In der Eiseskälte sind die Beinchen schon ganz steif geworden, staksen durch den frisch gefallenen Schnee, der weicher nicht sein könnte. Wäre dieser Flausch nur wärmer. Alles wäre ganz anders. Wie selbstverständlich natürlich. Aber wirklich, so viel würde es ausmachen.
Die steifen Beinchen geben sich recht viel Mühe voran zu kommen. Schwieriger wird es.
In Momenten in denen der Kopf zu den Beinchen denken kann, fühlt er sich oft so schwer an, so geschwächt wie die Beinchen jetzt.
Doch dazu ist im Moment keine Zeit. Alle Konzentration auf den Wärmespeicher. Wir sehen also den Sinn dieser Situation. Es geht um Überleben in jeglicher Hinsicht. Der Lebenskampf als einziger Ausweg um weiter leben zu können.
Die Beinchen sind knochig, wie das so ist, in einer Wohlstandsgesellschaft, aus denen sie kommen. Man hat nicht so recht Sorgen, nicht diese echten, essenziellen, wenn man von Luft und Wasser ausgeht. Man macht sich Sorgen, und die Umstände in denen sich das eigene Leben abspielt nähren diese Sorgen, sie gießen und düngen sie täglich, so das sie gedeihen mögen, schnell und schneller. Groß und größer.
Die Beinchen tragen so einige Sorgen mit sich herum, größer als sie es selbst sind, viel voluminöser als sie es je waren.
Nur jetzt, in dieser Kälte, diesem Moment, da wiegen die Sorgen aus der Wohlstandsgesellschaft gar nichts.  Da sind sie nicht einmal da, sind gegangen, zumindest kurz. Da wiegen die eigenen Kräfte, die schwinden, sogar viel. Da wird das essenzielle wieder essenziell. Da tun sich den Beinchen Wege auf, und entscheiden dürfen sie selbst.
Die Beinchen sind sich nicht sicher. Nur eins ist klar; daran dünner zu werden denken sie nun nicht.
Sie gehen weiter, langsam und sehr angestrengt.
Irgendwann erreichen sie eine Hütte.
Sie werden in warme Wollschichten gehüllt und können schlafen.
Guten Morgen, Sie haben geträumt.
Was sagt Ihnen das?