Mein Denkmal schmeckt mir sauer nun, ist es doch so, dass die Zeit viel zu schnell vergeht. Mein Denkmal das steht immer noch, in der Mitte des Platzes welchen ich mehrmals pro Woche passiere. Ich spucke nicht, ich atme nur, und niemals ziehe ich die Nase hoch. Manchmal aber stehe ich, vielleicht fünf Minuten, vor meinem Denkmal und bewundere es. Es zeigt mich auf seltsame Art, vermutlich erkennt mich auch niemand, nur ich, ich kann mich sehen, fünf Minuten am Stück. Ich bin etwas korpulenter, trage Gewand vergangener Tage und auch mein Geburtsgeschlecht ist ein anderes, aber am Ende des Tages, atmet man ein letztes Mal tief ein, bevor die Sonne untergeht, bin es doch ich, die mir entgegen starrt, passiere ich den Platz, den ich jede Woche so häufig passiere.
Meine Figuren werden mir immer fremder.
Meine Figuren werden mir immer fremder und es fühlt sich so richtig an.
Eine Distanz die scheinbar notwendig ist um in den folgenden Monaten ein Ende zu schreiben.
Ich fühle mich nicht wirklich. Verstehst du mich denn?
Ich fühle mich nur halb, mit sehr viel Glück, und viel öfter nur partiell, sehr partiell.
Die Fingerkuppen meiner linken Hand drücken auf meine oberen Schneidezähne.
Es regnet da wo ich bin. Aber ich höre nicht auf, weil ich spüre was ich tue.
Und das ist schön, wirklich schön.
Neulich im Badezimmer ist mir bewusst geworden (vielleicht war es gar nicht im Badezimmer) dass ich dankbar sein kann, wirklich dankbar. Ich war fast ergriffen (ich glaube es war im Auto) von der Tatsache, dass ich an diesem Ort existieren kann, weil ich einen physischen Körper habe. Da habe ich begonnen mich bei meinem Körper zu bedanken, und habe den linken Oberschenkel gestreichelt, das konnte ich spüren, da und dort. Im Körper (außen) und im Körper (innen).
Das war schon speziell. Und das einem sowas auch einfach bewusst wird (auch).
Ich war sehr dankbar, und habe mich so gefühlt, als könnten sich ganz viele Dinge lösen, auch die Sonne hat geschienen, was für den Körper (außen) und den Körper (innen) sehr gut ist.
Trotzdem hat mir mein Körper wehgetan.
Irgendwann (das ist schon länger her) ist mir bewusst geworden, dass mein Körper sehr traurig sein muss, da ich ihm nie dankbar binfür das was er ist, das er ist und das er tut. Sondern dass ich nur an ihn denke, wenn ich etwas verändern, verbessern, optimieren möchte. Wenn ich über Sport nachdenke zum Beispiel, wie athletisch ich aussehen würde. Dass das gar nicht so lange dauern würde, da ich keinen hohen Körperfettanteil habe, und daher die gestärkten Muskeln schneller sichtbarer werden würde. Oder wenn ich mir denke, dass sich das Körperfett doch anders verteilen sollte, oder erst gar weggehen sollte, so komplett, bis nichts mehr da ist.
Neulich habe ich dann sogar über eine Fettabsaugung nachgedacht, darüber nachgedacht, wie viele Kilogramm Fett man mir wohl am gesamten Körper absaugen könnte. Irgendwo (es muss im Fernsehen gewesen sein) habe ich einmal geesehen wie 3kg, 5kg (und so weiter) Körperfettmasse aussehen, wie viel Volumen das ist. 3kg waren schon eine ordentliche Menge, weitaus mehr als zwei Hände erfassen könnten (zumindest meine beiden Hände). Also habe ich darüber nachgedacht, wie viele Kilogramm Körperfett man bei mir wohl absaugen könnte. Ich kam zu keinem Schluss, außer vielleicht zu dem, dass sich 3kg schon ausgehen sollten. Und wie ich dann meinen (in meinen Augen) optimierten Körper vor mir sah, nicht mehr mit Minipo sondern komplett ohne Po, da wo einst ein Minipo war waren nun Knochen, dort wo sich einst der Minipo setzte und klagte wie hart das Holz ist, wie weh es täte hier sitzen zu müssen, da würden nun Knochen sitzen müssen, nur Knochen, ausschließlich, ein schmerzvoller Gedanke würde man meinen. Und die Beine, die eigentlich ohnehin mehr Beinchen als Beine sind, die waren auch weg, die waren (dochdoch, so kann man es schon sagen) mit Haut überzogene Knochen.
Man würde meinen sowas will man nicht, würde man meinen ja, aber so ist es nicht.
Ich dachte mir, wie dünn ich dann wäre, wie schön das wäre, weil es so ungeschlechtlich, so neutralisiert wäre, es wäre (ja, ich traue mich das zu sagen) nahezu perfekt.
Aber was ist mein Körper dann jetzt? Ist er nicht nahezu perfekt? (Wenn es das überhaupt gibt, wenn man das überhaupt will)
Mein Körper weint, da bin ich mir ganz sicher, das würde ich auch tun, wäre ich so ungeliebt.
Doch andererseits; ein Sich zu lieben, dass man nicht ist, das ist auch ein schweres Unterfangen. Vielleicht sogar ein unmögliches, aber ich bin ja optimistisch eingestellt, und bestimmt immer vom Gegenteil überzeugt.
Ein Sich im Spiegel zu betrachten welches einem so fremd erscheint, eine Hülle die falsch sein muss. Das ist nicht einfach. Genau so schwer ist es zu verstehen was eigentlich los ist, was mit einem passiert.
Zu realisieren dass einen gewisse Dinge unglücklich machen ist nicht schwierig, diese aber in einen vollständig zusammenhängenden Kontext zu setzen sehr wohl.
Und hat man das dann geschafft, kann man benennen was mit einem los ist, es ist Worte, sehr klare und deutliche Sätze verpacken, sich mitteilen, dann ist noch lange keine da die einem hilft.
Dann erzählt man Dutzenden Menschen was mit einem los ist, und dutzende Menschen wollen oder können dich nicht verstehen.
An einem Ende steht man dann und weiß nicht weiter, weiß nicht mehr weiter, denn wie soll es denn auch weitergehen wenn man weiter will, aber sich der Weg einem verweigert? Wenn man alleine gelassen im Regen steht, so weit gekommen ist und nun nicht mehr in die Richtung gehen darf, die man schon so viele Jahre gegangen ist bist zu dem Punkt an dem man nun steht.
Wieder vergeht Zeit, denn die muss man wirklich haben (irgendwann realisiert man auch, dass man sie hat, zumindest solange man nicht beschlossen hat sich das Leben zu nehmen, da man absolut keinen Sinn mehr darin sieht).
Es vergeht so viel Zeit, dass man irgendwann wieder auf die Dankbarkeit zurückkommt. Man ist so erleichtert, so dankbar, dass man ist wo man ist, nämlich an dem Punkt an dem sich ein riesengroßer Kreis schließt, ein für einen existenzieller Kreis. Denn so ist es wirklich; der Kreis entscheidet ob man lebt oder stirbt, oder unglücklich lebt und dann stirbt.
Und dann gibt es auch die Dankbarkeit an und für den Körper ohne dem man nicht wäre wo man gerade ist. Mein Körper ist ein Wunder, berühre ich meinen Unterarm, übe sanften Druck aus, dann kann ich das spüren, sowohl an meiner Fingerkuppe als auch an meinem Unterarm, als auch innen. Das ist doch Wahnsinn.
Und auch wenn es schwer ist meinen Körper zu akzeptieren, so ist es doch insofern essenziell da er ohne Liebe eingeht (irgendwann) und wo keine Akzeptanz ist kann auch keine Liebe sein.
Bald werde ich mit der dreizehnten Person sprechen, ich bin überzeugt, die wird mich ein Stückchen mehr verstehen, und so wird es weitergehen…
Der Boden frisst die Fußnägel auf, manchmal tut das auch die Katze, oder…
Ich bin müde.
Ein Panda findet eine zwei Euro Münze im Bett und versteckt sie im Blauweißgestreiften.
Es fühlt sich so an als wäre etwas, irgendetwas, in meinen rechten Ärmel gerutscht. Dabei sind meine Füße so schrecklich kalt, dass es mir unmöglich ist, sie weiterhin als Füße, als meine Füße wahrzunehmen. Ich nehme nur wahr, dass da etwas Kälte ausstrahlendes ist, da wo einst Füße waren, oder sein sollten. Dabei fallen mir einzelne Haare, wirklich einzelne Haare so ins Gesicht, dass sie schreckliche Reize auslösen, die wiederum nur sehr schwer zu kontrollieren sind, da einzelne Haare für das menschliche Auge, oder auch alle anderen menschlichen Sinne schwer wahrzunehmen/auszumachen sind…
Das alles ändert doch nichts. Dafür gibt es Orte, die ändern sich dermaßen. Wir waren einfach zwei Jahre nicht da, und das ist auch gut so, glaubt es mir, glaubt es uns.
Was wohl passiert sein wird, wenn wir fünf oder drei Jahre nicht da gewesen sind. Ob es da, in diesem Kontext so eine magische Grenze gibt, die, ist sie überschritten, unwiederbringlich gezogen ist. So dass es einem beispielsweise unmöglich erscheint, diesen bis dahin dermaßen veränderten Ort je wieder zu besuchen…
Dieser Gedanken erscheint enorm befreiend. Ich behalte ihn bei.
In meinem Kopf rennen die Pferde über die Koppel, oder soll ich das topen mit; in meinem Kopf rennen die Wildpferde durch die freie Natur.
Wobei, komischer Begriff ‚freie Natur‘, was das überhaupt sein soll… Da denke ich an Indianerfilme, und da hört sich die Freiheit bekanntlich sehr schnell auf… Maximal die Kostümbildner haben sich die ein oder andere Freiheit zu viel genommen.
Irgendwas mit Diamond Shower… Wahrscheinlich sollten wir nun alle schlafen.
Postapokalyptisch starrt die Katze. Der Tisch wackelt so, dass eine leere Plastikflasche ins Schwanken gerät und beinahe umfällt, sich im letzten Moment aber doch noch einkriegt.
Neonmarker liegen schräg davor und sehen ausgesaugt und leer aus. Sie müssen sehr erschöpft sein, suchen Erholung im Schlaf unter der künstlichen Sonne.
Bittersüße Stimmen breiten sich im Raum aus.
Manche Küchen kann man mögen, vorausgesetzt die Sonne scheint.
Die Garage kann einen adäquate Stall darstellen sagt er mir immer wieder. Ich kann seine Worte nicht so recht verstehen, sind sie doch in einer Sprache, die ich nur aus meiner Kindheit oder meinen Träumen kenne. Dennoch, den Sinn verstehe ich, auch wenn er sich mir nicht erschließt.
Die Garage kann einen adäquaten Stall darstellen.
Er hat auch einen Esel, der ist mit einem rauen Seil an einem Holzpflock festgebunden, was mich jedesmal wenn ich hinsehe aufs Neue traurig macht. Wegschauen geht aber auch nicht.
Ich höre ihm zu, nun nichts mehr verstehend, und hoffe, dass er bald ins Haus geht, zu einer gewissen Uhrzeit nachmittags hört er sich immer etwas im Radio an. Eine gute Zeit um Eseln zu retten.
Als ich ‚Mama‘ rief blieb ein Mann stehen und schaute gebannt.
Zuvor sahen wir ein Kind, das wie ein Entenküken anmutet, bedacht seiner Mama hinterher zu watscheln. Es war schön.
Organe die sich Geschlechtsorgane nennen können ja gar nichts gutes bedeuten. Wir spucken unseren Kaugummi weiter als die lautesten Jungs und recherchieren, wie wir es verhindern können Brüste zu bekommen. Wir sind neun Jahre alt und in einer Gesellschaft verfangen die uns zu solchen Maßnahmen zwingt. Wir wissen, dass wir so gegen unser Potenzial handeln, weil wir in weiblichkonnotierten Körperteilen unseren Feind sehen, aber wir sehen im Moment auch keine andere Lösung. Wir wollen den Weg der Freiheit gehen, und dafür tun wir alles.
«Männer sollten nicht schreiben. Sie haben nicht die richtigen biologischen Vorraussetzungen dazu. Ihre Muskulatur ist stärker ausgeprägt als ihr Denkvermögen, ihnen fehlt der logische Intellekt, sie sind und waren immer mit physischeren Dingen beschäftigt, und das hat auch durchaus seinen Sinn.
Wir Frauen sind die Feingeister, die Dandys, und waren es auch schon immer. Erst als das Patriarchat durch die physische Unterdrückung der Frau entstand, begannen die neuen männlichen Herrscher die Geschichte umzuschreiben. Wann genau das war, können wir momentan noch nicht wirklich sagen. Es ist sehr unklar, und schwer für uns, da uns gerade erst bewusst geworden ist, welcher Gedankenkontrolle wir zum Opfer gefallen sind. Nun sind wir dabei, uns davon zu emanzipieren und unseren eigentlichen Rang zurückzuerobern. Einige unter uns haben vorgeschlagen, die Männern zu versklaven. Die intellektuelle Spitze aber war dagegen. Was tatsächlich auch der einzig richtige Weg sein kann.
Wir wollen unsere Natur nicht aufgeben, um mit den gleichen primitiven Mitteln zu beginnen.
Wir befinden uns stattdessen gerade in der Evolution zur Eingeschlechtlichkeit.
Wir entwickeln uns zu einer höheren Mutterschaft die ausschließlich Töchter zur Welt bringt, und zwar ohne Blut und ohne Schmerzen.
Unsere Energie, losgelöst von der archaischen setzt Möglichkeiten frei, die uns bis vor kurzem noch vollkommen fremd waren.
Wir optimieren uns auf eine völlig natürliche Weise, fühlen uns mächtig und majestätisch wie nie zuvor.»
Er war der Erste seiner Art.
Das war ganz spannend damals.
Die Entwicklung ist wirklich unfassbar.
So schnell… Und dann doch wieder gar nicht so, betrachtet man es auf lange Sicht, und auch weit zurück. Da hat jedes Jahrzehnt seine klare Sprache. Einen roten Faden.
Man kann das alles schon ziemlich gut erkennen.
Und die Zeit vergeht, wie die Zeit vergeht.
Dennoch, manches wirkt so, als wäre es erst gestern gewesen, sieht man es wieder vor sich, egal wie fern es mittlerweile nun schon sein mag…
Eigentlich unglaublich, das alles.
Eigentlich schade, dass du nicht rauchst.
Wirklich schade.
Alle finden es enorm schade, bis auf die Person mit der gesunden Lunge, die das Denken der ganzen Raucherlungen gar nicht nachvollziehen kann, und in ihrer Situation doch recht zufrieden ist.
Die Nacht rinnt verwaschen runter. Es erscheint wie ein transzendierender Teppich aus Aquarellfarben der mit seinem Lösungsmittel in Berührung kommt, und sich in seine Grundformen oder Nichtformen löst…
Die Nacht verschwindet solange es noch keinen Tag gibt.
In dieser Zwischenphase, ja fast schon Zwischensphäre bewegen sich die Geschichten, die wir erzählen sollen.
Und ob es nun schade ist, nicht zu rauchen, wird hier nicht geklärt.
Bei diesen Nichtlichtumständen gibt es ganz anderes zu klären. Die Taxis sind alle gelb, das ist nicht schön. Das sollte man so auch nicht hinnehmen. Da sollte man einfach wieder in seine schwarze Limousine steigen und die Realität verweigern.
Warum bist du Künstler geworden?
Die Antwort existierte vor der Frage.
Hunde bellen, das ist eine Realität die man in den richtigen Kontext gesetzt akzeptieren kann.
In den Museen ergibt es ohnehin Sinn, so viel Sinn.
Über Kunst wurde heute nicht viel gesprochen. Viel mehr hat man darüber gesprochen, die Kunst an sich nicht zu verstehen. Und zwar auf eine Art, die dermaßen überintellektualisiert und gleichermaßen rotzig ist, dass das Gespräch für sich schon Kunst sein könnte.
Es liegt auch einfach an der Einstellung. Nimm nur eine Kamera mit und dein Leben steigt in andere Sphären auf. Es funktioniert garantiert.
An einem Tag: Das Licht ist zu bedrückend. Wir schalten den Glauben an die Realität aus, und setzen somit den Filter unserer fleischgewordenen Fiktion auf. Der Sound ist wunderbar, das Licht unsichtbar.
Warum bist du geworden?
