Über das Leben in der Großstadt N°1 Wohnungsbesichtigung

Dafür wohnen Sie im Hochhaus.

Aber: Im Hochhaus ist es heiß, sogar schon im dritten Stockwerk und bei nur einundzwanzig einhalb Grad Außentemperatur. Und die gigantischen französischen Fenster, die lassen sich nicht kippen.
Was bringt mir da das Hochhaus, wenn ich im Sommer schmelzend auf dem Atelierboden liege und zu nichts nutze bin als über die Hitze zu klagen, und mich gleichzeitig in den hohen Norden zu wünschen.

Weiter Immobilien wälzen.

Der Markt sieht versalzen aus. Das Angebot karg im Preis-Leistungs-Verhältnis. Wieder einmal die Feststellung: Unsere Wohnung ist ein Schloss. Nur der Schlossgarten fehlt uns.

Suchen wir jetzt, werden wir vielleicht in drei oder fünf Jahren fündig.
Aber was hat man auch besseres zutun, lebt man in der Großstadt?

Deine Stadt interessiert mich nicht, dich kenne ich nicht. Und trotzdem haben unsere Augen die gleiche Farbe.

Du magst meine Stadt nicht, sagst du mir, immer, immer mal wieder.
Aber; wer bist du, mir das zusagen?
Deine Stadt interessiert mich nicht, dich kenne ich nicht.
Aber hier sitzt du nun, so wie immer mal wieder, in Wien im Café Prückel,
was ich ohnehin nicht verstehe. Wer sitzt da schon.
Es soll Leute geben, die erinnern die Toiletten dort an ein Sanatorium.
Aber die Toiletten dort sind das einzige was ich mag.
Einmal habe ich einen Ober von hinten geschupst. Er hat es verdient, sonst macht er es mit den Gästen immer.
Ich ertrage sie alle nicht.
Gegenüber ist die Angewandte, die ist auch schwierig, aber wer ist es nicht?
Im Stadtpark scheint die Sonne,
ich möchte Smarties kotzen, aber kotzen kann ich nicht gut.
Meine Talente liegen woanders.
Die ungewaschenen Alkoholiker_innen haben Meinl-Sackerln bei sich, wie arm ist Wien?
An den Mietspiegel mag niemand denken, aber keiner tut was anderes.
Und selbst jetzt wo die Sonne untergeht sitzt du im Prückel und magst meine Stadt noch immer nicht.
Aber; wer bist du, mir das zusagen?
Deine Stadt interessiert mich nicht, dich kenne ich nicht.
Und trotzdem haben unsere Augen die gleiche Farbe.

Bevor die Sonne untergeht, bin es doch ich, die mir entgegenstarrt.

Mein Denkmal schmeckt mir sauer nun, ist es doch so, dass die Zeit viel zu schnell vergeht. Mein Denkmal das steht immer noch, in der Mitte des Platzes welchen ich mehrmals pro Woche passiere. Ich spucke nicht, ich atme nur, und niemals ziehe ich die Nase hoch. Manchmal aber stehe ich, vielleicht fünf Minuten, vor meinem Denkmal und bewundere es. Es zeigt mich auf seltsame Art, vermutlich erkennt mich auch niemand, nur ich, ich kann mich sehen, fünf Minuten am Stück. Ich bin etwas korpulenter, trage Gewand vergangener Tage und auch mein Geburtsgeschlecht ist ein anderes, aber am Ende des Tages, atmet man ein letztes Mal tief ein, bevor die Sonne untergeht, bin es doch ich, die mir entgegen starrt, passiere ich den Platz, den ich jede Woche so häufig passiere.

Es ist schön die Farben im Kopf aber nicht in der Wohnung oder am Körper zu haben. Noch eher in der Wohnung wahrscheinlich als am Körper….

Meine Lippen sind blutig, die Nagelbetten eingerissen. Die Stadt saugt mich aus.
Die Katze macht ununterbrochen Lärm, sie spiegelt die Unzufriedenheit der Urbanität wieder.
Wir sind alle unzufrieden, nicht erfüllt von dem was mir bräuchten.
Die Katze ist ehrlich, sie zeigt es.
Von Zeit zu Zeit bemitleide ich sie, ich denke darüber nach, ihr ein Zuhause im Grünen zu suchen, so eines in dem sie sieben Tage am Stück auf Achse sein kann, wenn sie will, so eines in dem das Streunen normal ist, und nicht enorm gefährlich.
Dann legt sich die Katze auf den Fauteuil, rollt sich ein, und wir vergessen.
Sie und ich, wir machen das regelmäßig, bestimmt weil es dann weitergehen kann.
Ich habe dann immer neue Bilder im Kopf, sie sind bunter als die Bilder die ich schaffe.
Es ist schön die Farben im Kopf aber nicht in der Wohnung oder am Körper zu haben.
Ich weiß nicht warum, aber irgendwann, irgendwann werde ich es bestimmt wissen.
Ich denke, so muss es funktionieren damit es weitergehen kann, damit man das auch will, und keine gegenteiligen Entscheidungen trifft.
Das nächste Mal wenn ich jemanden treffe, werde ich die Person fragen was sie erfüllt, was sie meint zur Zufriedenheit zu benötigen.
Ich würde es mir dann in kleinen Heften notieren, aber vielleicht geht das gar nicht, weil ich wahrscheinlich nicht der Typ dafür bin.
Im Jahr 2014 scheinen solche Typen ganz anders als ich zu sein.
Das wäre allerdings auch eine gute Frage: Wofür bist du der Typ.
Da hätte ich tatsächlich gerne Antworten drauf.
Überhaupt so Gedankengänge sind ja auch nicht schlecht, echt gar nicht schlecht. Aber ob man mit denen der anderen so viel anfangen kann? Ganz oft habe ich einfach das Gefühl, dass so viele so langweilig denken.
Bestimmt ist da auch die Stadt daran Schuld.
Wieso lebt ihr eigentlich noch alle hier?