Tuesday, November 11, 2014
FAMILIENPORTRÄT Tuesday, November 4, 2014
It’s a bit complicated but they like each other.
Über das Leben in der Großstadt N°1 Wohnungsbesichtigung
Dafür wohnen Sie im Hochhaus.
Aber: Im Hochhaus ist es heiß, sogar schon im dritten Stockwerk und bei nur einundzwanzig einhalb Grad Außentemperatur. Und die gigantischen französischen Fenster, die lassen sich nicht kippen.
Was bringt mir da das Hochhaus, wenn ich im Sommer schmelzend auf dem Atelierboden liege und zu nichts nutze bin als über die Hitze zu klagen, und mich gleichzeitig in den hohen Norden zu wünschen.
Weiter Immobilien wälzen.
Der Markt sieht versalzen aus. Das Angebot karg im Preis-Leistungs-Verhältnis. Wieder einmal die Feststellung: Unsere Wohnung ist ein Schloss. Nur der Schlossgarten fehlt uns.
Suchen wir jetzt, werden wir vielleicht in drei oder fünf Jahren fündig.
Aber was hat man auch besseres zutun, lebt man in der Großstadt?
Chaos
N°1 (Wien)
Wien, auch du hast Stellen die nach Berlin riechen/stinken.
Deine Stadt interessiert mich nicht, dich kenne ich nicht. Und trotzdem haben unsere Augen die gleiche Farbe.
Du magst meine Stadt nicht, sagst du mir, immer, immer mal wieder.
Aber; wer bist du, mir das zusagen?
Deine Stadt interessiert mich nicht, dich kenne ich nicht.
Aber hier sitzt du nun, so wie immer mal wieder, in Wien im Café Prückel,
was ich ohnehin nicht verstehe. Wer sitzt da schon.
Es soll Leute geben, die erinnern die Toiletten dort an ein Sanatorium.
Aber die Toiletten dort sind das einzige was ich mag.
Einmal habe ich einen Ober von hinten geschupst. Er hat es verdient, sonst macht er es mit den Gästen immer.
Ich ertrage sie alle nicht.
Gegenüber ist die Angewandte, die ist auch schwierig, aber wer ist es nicht?
Im Stadtpark scheint die Sonne,
ich möchte Smarties kotzen, aber kotzen kann ich nicht gut.
Meine Talente liegen woanders.
Die ungewaschenen Alkoholiker_innen haben Meinl-Sackerln bei sich, wie arm ist Wien?
An den Mietspiegel mag niemand denken, aber keiner tut was anderes.
Und selbst jetzt wo die Sonne untergeht sitzt du im Prückel und magst meine Stadt noch immer nicht.
Aber; wer bist du, mir das zusagen?
Deine Stadt interessiert mich nicht, dich kenne ich nicht.
Und trotzdem haben unsere Augen die gleiche Farbe.
Bevor die Sonne untergeht, bin es doch ich, die mir entgegenstarrt.
Mein Denkmal schmeckt mir sauer nun, ist es doch so, dass die Zeit viel zu schnell vergeht. Mein Denkmal das steht immer noch, in der Mitte des Platzes welchen ich mehrmals pro Woche passiere. Ich spucke nicht, ich atme nur, und niemals ziehe ich die Nase hoch. Manchmal aber stehe ich, vielleicht fünf Minuten, vor meinem Denkmal und bewundere es. Es zeigt mich auf seltsame Art, vermutlich erkennt mich auch niemand, nur ich, ich kann mich sehen, fünf Minuten am Stück. Ich bin etwas korpulenter, trage Gewand vergangener Tage und auch mein Geburtsgeschlecht ist ein anderes, aber am Ende des Tages, atmet man ein letztes Mal tief ein, bevor die Sonne untergeht, bin es doch ich, die mir entgegen starrt, passiere ich den Platz, den ich jede Woche so häufig passiere.