About being trans* N°1

Ich fühle mich nicht wirklich. Verstehst du mich denn?
Ich fühle mich nur halb, mit sehr viel Glück, und viel öfter nur partiell, sehr partiell.
Die Fingerkuppen meiner linken Hand drücken auf meine oberen Schneidezähne.
Es regnet da wo ich bin. Aber ich höre nicht auf, weil ich spüre was ich tue.
Und das ist schön, wirklich schön.
Neulich im Badezimmer ist mir bewusst geworden (vielleicht war es gar nicht im Badezimmer) dass ich dankbar sein kann, wirklich dankbar. Ich war fast ergriffen (ich glaube es war im Auto) von der Tatsache, dass ich an diesem Ort existieren kann, weil ich einen physischen Körper habe. Da habe ich begonnen mich bei meinem Körper zu bedanken, und habe den linken Oberschenkel gestreichelt, das konnte ich spüren, da und dort. Im Körper (außen) und im Körper (innen).
Das war schon speziell. Und das einem sowas auch einfach bewusst wird (auch).
Ich war sehr dankbar, und habe mich so gefühlt, als könnten sich ganz viele Dinge lösen, auch die Sonne hat geschienen, was für den Körper (außen) und den Körper (innen) sehr gut ist.
Trotzdem hat mir mein Körper wehgetan.
Irgendwann (das ist schon länger her) ist mir bewusst geworden, dass mein Körper sehr traurig sein muss, da ich ihm nie dankbar binfür das was er ist, das er ist und das er tut. Sondern dass ich nur an ihn denke, wenn ich etwas verändern, verbessern, optimieren möchte. Wenn ich über Sport nachdenke zum Beispiel, wie athletisch ich aussehen würde. Dass das gar nicht so lange dauern würde, da ich keinen hohen Körperfettanteil habe, und daher die gestärkten Muskeln schneller sichtbarer werden würde. Oder wenn ich mir denke, dass sich das Körperfett doch anders verteilen sollte, oder erst gar weggehen sollte, so komplett, bis nichts mehr da ist.

Neulich habe ich dann sogar über eine Fettabsaugung nachgedacht, darüber nachgedacht, wie viele Kilogramm Fett man mir wohl am gesamten Körper absaugen könnte. Irgendwo (es muss im Fernsehen gewesen sein) habe ich einmal geesehen wie 3kg, 5kg (und so weiter) Körperfettmasse aussehen, wie viel Volumen das ist. 3kg waren schon eine ordentliche Menge, weitaus mehr als zwei Hände erfassen könnten (zumindest meine beiden Hände). Also habe ich darüber nachgedacht, wie viele Kilogramm Körperfett man bei mir wohl absaugen könnte. Ich kam zu keinem Schluss, außer vielleicht zu dem, dass sich 3kg schon ausgehen sollten. Und wie ich dann meinen (in meinen Augen) optimierten Körper vor mir sah, nicht mehr mit Minipo sondern komplett ohne Po, da wo einst ein Minipo war waren nun Knochen, dort wo sich einst der Minipo setzte und klagte wie hart das Holz ist, wie weh es täte hier sitzen zu müssen, da würden nun Knochen sitzen müssen, nur Knochen, ausschließlich, ein schmerzvoller Gedanke würde man meinen. Und die Beine, die eigentlich ohnehin mehr Beinchen als Beine sind, die waren auch weg, die waren (dochdoch, so kann man es schon sagen) mit Haut überzogene Knochen.
Man würde meinen sowas will man nicht, würde man meinen ja, aber so ist es nicht.
Ich dachte mir, wie dünn ich dann wäre, wie schön das wäre, weil es so ungeschlechtlich, so neutralisiert wäre, es wäre (ja, ich traue mich das zu sagen) nahezu perfekt.
Aber was ist mein Körper dann jetzt? Ist er nicht nahezu perfekt? (Wenn es das überhaupt gibt, wenn man das überhaupt will)
Mein Körper weint, da bin ich mir ganz sicher, das würde ich auch tun, wäre ich so ungeliebt.
Doch andererseits; ein Sich zu lieben, dass man nicht ist, das ist auch ein schweres Unterfangen. Vielleicht sogar ein unmögliches, aber ich bin ja optimistisch eingestellt, und bestimmt immer vom Gegenteil überzeugt.
Ein Sich im Spiegel zu betrachten welches einem so fremd erscheint, eine Hülle die falsch sein muss. Das ist nicht einfach. Genau so schwer ist es zu verstehen was eigentlich los ist, was mit einem passiert.
Zu realisieren dass einen gewisse Dinge unglücklich machen ist nicht schwierig, diese aber in einen vollständig zusammenhängenden Kontext zu setzen sehr wohl.

Und hat man das dann geschafft, kann man benennen was mit einem los ist, es ist Worte, sehr klare und deutliche Sätze verpacken, sich mitteilen, dann ist noch lange keine da die einem hilft.
Dann erzählt man Dutzenden Menschen was mit einem los ist, und dutzende Menschen wollen oder können dich nicht verstehen.
An einem Ende steht man dann und weiß nicht weiter, weiß nicht mehr weiter, denn wie soll es denn auch weitergehen wenn man weiter will, aber sich der Weg einem verweigert? Wenn man alleine gelassen im Regen steht, so weit gekommen ist und nun nicht mehr in die Richtung gehen darf, die man schon so viele Jahre gegangen ist bist zu dem Punkt an dem man nun steht.

Wieder vergeht Zeit, denn die muss man wirklich haben (irgendwann realisiert man auch, dass man sie hat, zumindest solange man nicht beschlossen hat sich das Leben zu nehmen, da man absolut keinen Sinn mehr darin sieht).
Es vergeht so viel Zeit, dass man irgendwann wieder auf die Dankbarkeit zurückkommt. Man ist so erleichtert, so dankbar, dass man ist wo man ist, nämlich an dem Punkt an dem sich ein riesengroßer Kreis schließt, ein für einen existenzieller Kreis. Denn so ist es wirklich; der Kreis entscheidet ob man lebt oder stirbt, oder unglücklich lebt und dann stirbt.

Und dann gibt es auch die Dankbarkeit an und für den Körper ohne dem man nicht wäre wo man gerade ist. Mein Körper ist ein Wunder, berühre ich meinen Unterarm, übe sanften Druck aus, dann kann ich das spüren, sowohl an meiner Fingerkuppe als auch an meinem Unterarm, als auch innen. Das ist doch Wahnsinn.
Und auch wenn es schwer ist meinen Körper zu akzeptieren, so ist es doch insofern essenziell da er ohne Liebe eingeht (irgendwann) und wo keine Akzeptanz ist kann auch keine Liebe sein.

Bald werde ich mit der dreizehnten Person sprechen, ich bin überzeugt, die wird mich ein Stückchen mehr verstehen, und so wird es weitergehen…