Nicht (mehr) / Dienstag, 24. März 2015
Ich bin ein sehr abstrakter Mensch. Es fällt mir schwer, dem «normal» denkenden/funktionierenden Hirn etwas so zu erklären, dass es Zugang finden kann. Es fällt mir schwer Zugang zu etwas zu finden, dass mir ein «normal» denkendes/funktionierendes Hirn näher bringen möchte. So war es auch in Mathematik. Ich war Einser-Schülerin, ich war in allem gut, hatte nirgendwo eine Schwäche, aber Mathematik habe ich nur so gut verstanden, weil Mama es mir so erklären konnte, dass ich Zugang finden konnte, es Raum für echtes Verständnis gab, das hat kein einziger, keine einzige Mathematiklehrer_in geschafft.
Da ich ein sehr abstrakter Mensch bin, sind auch meine Gedanken sehr abstrakt. Erzähle ich sie dir, wirst du maximal schwammige Linien und Farbflächen sehen. Ich weiß nicht, wie sich dein und mein Verständnis verständigen sollen. Ich weiß nicht wie es ist normal zu denken, zu funktionieren.
Ich lebe in der Blase der Privilegien der absoluten Eigenständigkeit und somit für viele Eigenart. Ich bin anders und ich darf das auch.
Müsste ich einer «normalen» Tätigkeit nachgehen würde ich untergehen, würde ich langsam vergehen, oder es würde schnell gehen. Vielleicht würde ich auch einfach nur beschließen auszusteigen, aber wahrscheinlich würde ich auch irgendwo auf der Welt in einer Gemeinschaft irgendwelcher Aussteiger_innen nicht klarkommen.
Ich funktioniere, weil den Raum habe so funktionieren zu dürfen, wie ich eben bin.
Gäbe es diesen Raum für mich nicht, dann gäbe es auch mich nicht (mehr).
Ich bin ähnlich. Das macht ziemlich einsam. Aber irgendwie auch frei, weil die Endlichkeit der Dinge egal ist und die Welt so dinstaziert vor dem Auge eben abläuft. Manchmal frage ich mich, wie lange das noch so gehen kann. Und manchmal frage ich mich, ob es einfach eine ordinäre chemische Störung der Synapsen ist. Oder ob die anderen gestört sind? Normal werden wird es jedenfalls nie. Wie auch immer, Du hast wirklich Glück, dass Du so frei leben kannst. Sehr gut.